Portrait über Franz Kirchner
- von Birgit Riis-Nielsen
Es gibt nur ein Salzkammergut und genau hier gibt es ganz besondere Menschen. Ein Glückspilz ist, wer in dieser schönen Landschaft leben darf. Im Laufe der Zeit sind hier viele Komponisten, Maler, Schriftsteller und viele andere zugezogen, die sich von der schönen Natur inspirieren ließen. Aber wirklich berühmt haben nur die Bewohner “ihr Salzkammergut” gemacht. Es gibt kein Fleckerl auf dieser Erde, in dem Tradition und Brauchtum so groß geschrieben wird, wie hier. Traditionen, die das Leben hier so lebenswert machen.
Einer von Ihnen hat das musikalische Leben seit Jahrzehnten geprägt. Wer kennt ihn nicht – den Franz “Bobby” Kirchner. Sein Spektrum reicht von Blasmusik, Klassischer Musik über Jazz-Big-Band-Sound bis hin zu Kirchenmusik und eigenen Kompositionen.
Franz Kirchner wurde 1947 im Sternzeichen der Waage in Ebensee geboren und besuchte dort die Schule. Er begann eine Lehre als Elektriker bei den Solvay-Werken und hier kam er dann auch zur Solvay-Werkskapelle. Er lernte am Konservatorium Posaune. Mit gleichgesinnten Freunden entstand bald das Kirchner-Sextett. Privat lernte er seine große Liebe Elisabeth kennen und gründete mit ihr eine Familie. Norbert und Beate erblickten das Lichte der Welt. Jahre später wurde mit Günter, Eva und Sabine die Familie komplett. In den 70er-Jahren soielte er nebenbei beim “Lehar Orchester” in Bad Ischl. Mit diesem Orchester ging er 1974 drei Monate auf Tournee in die USA. Franz Kirchner übernahm 1978 die Geschicke der Solvay-Werkskapelle die er in den darauf folgenden Jahren bis 1991 leitete. Im Herbst 1997 wurde Franz Kirchner abermals die Leitung der Solvay Werkskapelle übertragen.
Mit 14 Jahren hat Kirchner sich ein Duke Ellington Konzert im Fernsehen angesehen und das hatte ihn sehr beeindruckt. Bei der Militärmusik hatte er auch die Möglichkeit Swing und Dixie zu hören. Damals erwachte in ihm der Wunsch einmal selber eine Big-Band zu gründen. Viel persönlicher Einsatz war notwendig um Musiker davon überzeugen zu können. Dies wurde eine echte Herausforderung für ihn. Mit den Musikern vom Sextett und engagierten Kollegen aus der Werkskapelle wagte er diesen großen Schritt. Die heute legendäre Franz-Kirchner-Big-Band wurde ins Leben gerufen. Dazu kam aber noch ein Problem: es gab kaum Notensätze für diese Form der Musik, deshalb hatte er sämtliche Noten erst selber schreiben müssen. In Gmunden lebte damals der Schwede Kjell Norling. Kjell war ein begnadeter Pianist. Franz und Kjell fuhren nach München um dort Noten zu kaufen.
Endlich war es soweit. Am 1. Juli 1975 war das Debütkonzert der “Franz-Kirchner-Big-Band” im Rathauspark in Ebensee. Mit dabei war auch eine Tanzgruppe unter der Leitung von Kons. Inge Zohner. Die Zuseher waren begeistert – der Applaus nahm kein Ende. Der Anfang war gemacht. Mit unbändigem Willen, Präzision und Liebe zur Musik ging es schnell voran. Die Franz-Kirchner-Big-Band sorgte bei den Europameisterschaften in lateinamerikanischen Tänzen für die taktgenaue Tanzmusik. Es folgte eine Einladung zum Jazz-Festival in Burghausen. Die Big-Band war die einzige Amateurgruppe, die beim Festival neben Jazzlegenden wie Dizzie Gillespie und Lionel Hampton spielte. Das folgende Jahr waren sie zu gast auf dem Innviertler Jazzfest. Auftritte in Österreich, Deutschland, Italien und in Dänemark im berühmten Tivoli von Kopenhagen. Es folgten Konzerte mit Oskar Klein und Carl Drewo als Gastsolisten, Konzerte mit Bill Ramsey und Rudi Josel, Soloposaunist der Wiener Philharmoniker.
Das Programm wurde immer abenteuerlicher und die Solisten der Band entwickelten sich auf ein professionelles Niveau. Die Band bewegte sich weg von der “Swing-Ära”. Sie spielten die Originalversion von Gershwins “Rhapsody in Blue”. 1991 bekam Bobby, wie er von seinen Freunden genannt wird, einen Auftrag vom Kulturamt St. Gilgen, eine CD mit Musik von W. A. Mozart im Big-Band-Sound aufzunehmen. Grundbedingung für die Arrangements, die eigens dafür geschrieben wurden, war die Erkennbarkeit der Mozart-Themen. Neben den beiden professionellen Arrangeuren Helmar Hill und Paul Pawluk, beteiligten sich auch Musiker aus der Big-Band, wie der Pianist Ernst Wolfsgruber, der Trompeter Andreas Pesendorfer sowie der Leader Franz Kirchner. Auch die beiden der Big-Band nahe stehenden Pianisten Josef Atzmanstorfer und Norbert Kirchner beteiligten sich mit Arrangements.
Mit einem Konzertjahr, in dem die Musik von Glenn Miller gespielt wurde, fand die “FKBB” 1995 zurück zu ihrem Ursprung. Anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens wurde eine Live-CD mit Musik der großen Swing-Big-Bands aufgenommen. In diesem Jahr wurde die Band zu einer Konzertreise in die Toskana nach Florenz eingeladen. 1998 spielte der Trompeter Derek Watkins als Gastsolist mit der Band und es folgt eine Tournee durch Österreich mit Paul Kuhn und Heinz von Hermann. Aber ein absolutes Highlight war die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Duke Ellington Bassisten Jimmy Woode.
Anlässlich ihres 25-jährigen Jubiläums nahm die Band erneut eine CD auf und hielt Workshops und Konzerte mit dem Trompeter Stepko Gut und der Sängerin Ines Reiger.
Ein weiterer Höhepunkt war das Konzert zum 30-jährigen Jubiläum der FKBB. Bobby wurde von seinem Publikum und den Musikern gebührend gefeiert.
Seit einiger Zeit bereichert seine Tochter Eva die Big-Band mit ihrer fulminanten Stimme. Berühmt, berüchtigt sind seine Moderationen natürlich in “Ebenseerisch” und “Englisch”. Seine kabarettistischen Einlagen sind legendär und dürfen bei keinem Auftritt fehlen.
Wie es im Leben halt so ist, steht bekanntlich hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau. Elisabeth, seit 37 Jahren treu an seiner Seite, managt zu hause die Familie. Die Kinder sind begeisterte Musiker. Norbert der älteste Sohn ist Organist und Orgelbauer, Beate studierte Querflöte und ist Magister der Musik, Günter trat in die Fußstapfen seines vaters, ist Posaunist. Eva studierte Horn und Gesang und Sabine spielt Trompete. Die beiden Enkerl Simon und Elisa werden in ein paar Jahren dem Familienorchester beitreten. Derzeit unterstützen die beisen mit ihren kräftigen Stimmchen die musikalischen Darbietungen.
Text verfasst von Birgit Riis-Nielsen
erschienen in der Zeitung “Leben im Salzkammergut”